Larissa Kikol (art-Magazin): Glaube und Kunst

Der serbische Künstler Nikola Sarić wird oft gefragt, ob die Jesus-Bilder ironisch gemeint seien. Die Antwort ist: Nein!

Religion dient in der zeitgenössischen Kunst fast ausnahmslos als Aufhänger für Satire. Nikola Sarić’ biblische Bildgeschichten sind hingegen von ernsterer Natur. Er möchte die christliche Ikonografie zeitgenössisch aufarbeiten und religiöse Inhalte in die junge Kunstszene tragen, zum Beispiel durch eine kühle, elegante Farbpalette und grafische Klarheit. Wenn er biblische Erzählungen malt, wie die
Geburt Christi, dann tut er dies mit den Augen eines Malers, die nicht nur altägyptische oder mittelalterliche Kunst gesehen haben, sondern auch Jugendstil und Cartoons. Seine Szenerien sind eine Mischung aus alldem, ohne in Esoterik oder Deko-Kult abzudriften.

Als Student bezweifelte Sarić, dass er einem Lebensweg als Künstler gewachsen wäre. Etwa zeitgleich entdeckte er seinen Glauben und ging regelmäßig in die Kirche. Es war ein Priester, der ihn überzeugte, sein Talent nicht wegzuwerfen.

Erst als Sarić Glaube und Kunst verband und christliche Themen interpretierte, fand er Frieden. So ist es auch zu verstehen, dass sich seine Arbeiten sowohl in hippen White Cubes wie auch in Kirchen oder als Andachtsbild bei seinen Käufern zu Hause fühlen.

Übrigens bedeutet die surreale 90-Grad-Drehung der Köpfe, dass die Figuren mit Gott in Kontakt stehen. Abgebildet sind Momente spiritueller Nähe, die, anatomisch falsch dargestellt, auf einen sich der Logik entziehenden Zustand hindeuten.

aus: art Magazin, ISSN 0173-2781, Ausgabe November 2017.

Download im PDF-Format